War Windkantenetappe die entscheidende der Tour?

Für Jumbo - Visma ist Pogacar schon länger Rivale Nummer 1

Von Tom Mustroph

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Slowenisches Duell am Colombier: Primoz Roglic (li.) und Tadej Pogacar im Finale der 15. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

14.09.2020  |  (rsn) - Primoz Roglic' Helfer George Bennett (Jumbo - Visma) rollte nach der 15. Tour-Etappe vom Grand Colombier hinunter ins Tal, wo die Teambusse standen. Viele Gemütsregungen waren seinem Gesicht wegen der verdeckenden Utensilien Maske und Sonnenbrille zwar nicht zu entnehmen. Aus seiner Stimme hörte man die Zufriedenheit aber doch heraus. "Wir machen unseren Job, Primoz macht den Seinen, so läuft das", sagte der Neuseeländer.

Zwar konnte Chef Roglic seinen Job nicht perfekt beenden - Landsmann Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) schnappte ihm den erhofften Tagessieg noch hinweg - aber Bennett sah auch darin Gutes. "Er lernt schnell", bemerkte er in Bezug auf Pogacar, "in den Pyrenäen hat er noch von weiter weg attackiert, heute hat er Kräfte gespart und auf den Sprint gesetzt", sagte er.

Dass Pogacar "schnell lernt", erleichterte auch den Jumbo-Helfern ihre Aufgabe. Für Bennett ist aber klar: Pogacar ist der Rivale Nummer 1. "Es wurde zwar immer viel von Ineos und Bernal gesprochen, aber Primoz hat schon früh gesagt: 'Der Junge ist stark.' Und für mich ist er seit den Pyrenäen der Rivale Nummer 1", meinte Bennett.

Und weil der erst 21-jährige Slowene in den Bergen kaum zu halten scheint, nicht einmal von dem in Superform befindlichen Roglic, wird für den Neuseeländer der Kampf jenseits der Berge immer relevanter. "Im Rückblick betrachtet wird die Windkantenetappe immer wichtiger, es ist vielleicht die entscheidende Etappe dieser Tour", meinte er, und jetzt sah man sogar an den Bewegungen des Mundschutzes, wie breit das Grinsen darunter war.

Jumbo -Visma ist Teil 1 des Auftrags geglückt

Auf der 7. Etappe kassierte Pogacar 1:21 Minuten Rückstand, weil er bei Seitenwinden schlecht platziert war und sich beim Auseinanderbrechen des Feldes in der Verfolgergruppe wiederfand. Jetzt hat er 40 Sekunden Rückstand. Allerdings hätte ihn wohl Jumbo Visma auf der 8. Etappe, einen Tag nach der Windkante, wohl auch nicht so locker losfahren lassen, wenn der jüngere Slowene da noch zeitgleich mit dem älteren gewesen wäre. Vielleicht hätten sie ihn aber auch dort nicht halten können.

Diese Frage macht den Reiz der letzten Tourwoche aus. Pogacar und Roglic scheinen auf demselben Niveau, Pogacar wirkt sogar einen Tick stärker. Roglic verfügt aber über das bessere Team. Während Jan Polanc, noch ein Slowene übrigens, als letzter Teamkollege Pogacars frühzeitig abreißen lassen musste, verfügte Roglic in Sepp Kuss, Tom Dumoulin, Bennett und Wout Van Aert noch über vier Helfer an seiner Seite.

Denen ist jetzt Teil 1 des Auftrags geglückt. Sie haben die Fraktion der Kolumbianer zermürbt und Titelverteidiger Egan Bernal (Ineos Grenadiers) aus den Top 10 gefahren - und Nairo Quintana (Arkéa - Samsic) ebenfalls deutlich abgehängt. Jetzt müssen sie eine Woche lang Pogacar an die Kette legen. Vor der Aufgabe hat auch der harte Bursche Bennett Respekt. "Die Kollegen haben mir erzählt, wie Pogacar bei der letzten Vuelta-Etappe abging, als er sich noch aufs Podium fuhr", meinte er, und winkte anerkennend dabei.

Bennett, obwohl vor Jahresfrist in Spanien dabei, war kein unmittelbarer Augenzeuge, er kam am Ende des Tages mit 14 Minuten Rückstand ein. Roglic war damals isoliert, seine erschöpften Helfer hatten nach drei Wochen Dauerpower passen müssen. Und Pogacar fuhr 1:40 Minuten auf Roglic und 2:12 auf Miguel Angel Lopez (Astana) heraus, einen der zwei in Frankreich befindlichen kolumbianischen Podiumsanwärter. Der Junge kann das also. Und Jumbo - Visma wird sich vielleicht sogar eine Windkante im Voralpenland herbeiwünschen.

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